Missverständnisse

„Marketing verteuert nur die Produkte. Gute Produkte verkaufen sich von selbst“.

Diese Aussage ist Ausdruck einer Produktorientierung, die um die Jahrhundertwende vorherrschte, aber nicht mit dem Marketingkonzept vereinbar ist. Vorherrschend war damals der Glaube, man müsse nur eine bessere Mausfalle als die vorhandenen produzieren, um die Nachfrage auf sich zu ziehen.

Auch heute noch sind viele Unternehmen in ihre eigenen Produkte verliebt. Sie vergessen aber dabei, daß man mehr braucht, als nur ein gutes Produkt, nämlich zusätzlich mindestens:
• einen angemessenen Preis,
• Distribution,
• Kommunikation.

Diese Bereiche werden traditionell durch die vier Marketinginstrumenten repräsentiert:
• Produktpolitik,
• Preispolitik,
• Distributionspolitik und
• Kommunikationspolitik.

Angesichts der heutigen Dynamik auf den Märkten ist allerdings noch weit mehr notwendig, um sich als Unternehmen erfolgreich im Markt zu behaupten und entwickeln zu können. In der Marketinglehre an der Hochschule Lausitz kommt deshalb ein auf acht allgemeinen Aktivitäten basierender prozessualer Ansatz zur Anwendung.

„Marketing ist Werbung“.

Werbung ist nur ein kleiner Teil des Marketing und gilt als eines der Subinstrumente des Marketinginstrumentes „Kommunikation“.

Die Bedeutung der Werbung spiegelt sich auch in dem relativ geringen Anteil am gesamten Stundenumfang der Lehre im Schwerpunktfach Marketing wieder.

„Marketing weckt Bedürfnisse für Produkte, die niemand braucht“.

Menschen verfügen nur über eine relativ geringe Zahl von Bedürfnissen, die als weitgehend unveränderbar gelten. Die Art und Weise, wie diese Bedürfnisse befriedigt werden können ist dagegen unendlich groß und findet ihren Ausdruck in den Wünschen. Wenngleich nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass durch gezieltes Marketing auch Bedürfnisstrukturen beeinflusst werden können, so konzentriert es sich praktisch ausschließlich auf die Beeinflussung der Wünsche.

„Marketingleute sind kreative Menschen in Designerkleidung, die sonnengebräunt in Sportwagen herumfahren und es lieben, mit englischen Fachausdrücken Eindruck zu machen“.

Das Bild, das sich einige Menschen von Marketingleuten machen beruht weitestgehend auf einem Unverständnis der Tätigkeit eines Marketers sowie Klischeevorstellungen über die angeblich glitzernde Werbewelt.

Die manchmal zur Schau getragene Kreativität beruht oftmals auf einem mühsam aufgebauten und teuer erkauften Image einiger Werbeleute. Verschwiegen wird dabei die Professionalität und Komplexität werblicher Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse, die in einem hohen Umfang strategisches und analytisches Denken und Handeln erfordern.

Zutreffend ist, daß Marketingleute etwas häufiger als andere BWLer auf englischsprachige Ausdrücke zurückgreifen, um sich in einer von zunehmender Internationalität geprägten Arbeitswelt zu verständigen und um komplexe Sachverhalte kurz und prägnant zu kennzeichnen. Bemerkenswert ist übrigens, das selbst die ansonsten sehr sprachbewußten Franzosen das Wort „Marketing“ unübersetzt in ihren Sprachgebrauch aufgenommen haben.

„Um Marketing zu studieren braucht man vor allem Kreativität. Das Fach ist eine gute Möglichkeit, der oftmals ungeliebten Statistik oder anderen „rechenintensiven“ Fächern ausweichen“.

Stimmt – für Marketing brauchen Sie auch Kreativität. Aber die benötigen in gleichem Maße auch Finanz- oder Steuerfachleute. „Gute“ Kreativität braucht eine Grundlage. Im Marketing sind es u.a. intensive Recherchen, für deren Analyse Sie ohne Grundkenntnisse der Statistik nicht auskommen. Auch Kenntnisse aus den Bereichen Investition und Finanzierung oder Kostenrechnung sind wesentliche Voraussetzungen um ein guter Marketer zu werden.